Montag, 23. Februar 2015

Die Welt ist gar nicht so schlecht...

Die ersten Wochen nach Rockys Tod war Frauli unglaublich traurig, aber sie hat sich für mich zusammengerissen und mit mir irre viel unternommen. Ich hatte vor allem Angst. Bäume, Äste, Blätter, Schmetterlinge, Gras, Baumstümpfe, Felsen, andere Tiere und Menschen. Es war einfach alles gruslig und potentiell gefährlich. Ich bin eigentlich nur mit gefletschten Zähnen und angelegten Ohren durch die Gegend gelaufen. Frauli hat sich so eine wahnsinnige Mühe gegeben. Manchmal ist es ihr noch passiert, dass sie in eine Situation ziemlich unbedarft hineingegangen ist, bei der ich dann total überfordert war. Sie hat sich dann immer bei mir entschuldigt, als ob sie was für meinen kleinen Knacks könnte. Mit Rocky konnte sie überall hin, er war souverän und mutig, ich hatte erstmal vor allem Angst und hab schon früh gelernt, dass die anderen zurückweichen, wenn ich Zähne zeige. Frauli hat sich mit mir an den Straßenrand gesetzt und die Welt auf mich wirken lassen. Sie war immer da und hat mich in den Arm genommen. Sie hat so gut wie nie geschimpft, nur wenn ich sie angegriffen habe, weil ich überfordert war, dann hat sie laut NEIN gesagt und meine Schnauze nach unten gedrückt. Ich hab aber ganz schnell gemerkt, dass ich Frauli nicht beißen muss und dass sie mich immer beschützt.




Überall wo es unbekannt war, hab ich erstmal mein Geschäft verweigert, solange bis ich mich sicherer gefühlt habe. Wenn da zum Beispiel ein gefährlicher Baumstumpf war, dann musste Frauli den solange schön quasseln, bis ich mich hingetraut habe. Das war dann schon mal so, dass Frauli co 20 min im strömenden Regen auf einem Baumstumpf saß und rumgekaspert hat. Manchmal war sie nahe dran, dass die Männer mit den weißen "Hab-mich-lieb-Jacken" kommen, aber sie konnte mich immer überzeugen, dass es doch nicht gefährlich war. Mit der Zeit wurde ich unternehmungslustiger und wir haben gemeinsam diese Sachen erobert. Frauli hat es mir gezeigt und ich bin dann von mir aus raufgehopst und habe es untersucht. Oben gab es immer eine Belohnung für meinen Mut. Frauli hat immer gescherzt, dass ich, wenn es so weiter geht, kugelrund werde.


Aber es war nicht alles so schön. Menschen und fremde Hunde haben mir lange Zeit ganz große Angst gemacht und immer wenn mir jemand zu Nahe kam, hab ich angegriffen. Das war nicht schön und manchmal falle ich auch heute noch in mein altes Muster zurück, ohne dass Frauli oder ich bisher eine Lösung gefunden haben. Ich weiß auch nicht, was mir dann so plötzlich Angst macht und Frauli ist hinterher dann immer ganz traurig. Mit vielen kleinen und größeren Rückschritten haben wir uns vorgearbeitet. Mein gesamtes erstes Lebensjahr bin ich bis auf kurze Abschnitte an der Schleppleine gelaufen, weil ich irgendwie nicht gekommen bin, wenn es drauf ankam. Hat mich Frauli einfach so gerufen, war ich sofort da, aber hat sie mich gerufen, wenn andere Menschen oder Hunde näher kamen, bin ich dorthin gerannt. Inzwischen fand ich aber alle toll. Frauli hat mir gezeigt, dass sie nicht gefährlich sind und ich mit denen ganz toll spielen kann. Dann kam der Tag, als ein Hund nicht spielen wollte und mich ganz fürchterlich gebissen hat. Zum Glück ist außer einem Schreck, einem kleinen Loch und einem verrenkten Ellenbogen nix passiert, aber da waren Hunde wieder gefährlich. Frauli war unglücklich, weil monatelanges Training dahin war... 



Aber einen kleinen Sprung zurück. Ich habe im zarten Alter von 4 Monaten den Strand erobert. Frauli wollte ursprünglich mit ihrer Familie und Rocky in den Urlaub fahren. Aber Rocky war schon gestorben und ich war da. Also hat sie mich mit genommen. Schön, gell? Italien war unser Ziel. Durch meine tollen Ohren und mein lustiges Gesicht hatte ich einen riesengroßen Fanclub. Aber oh weh! Alle wollten mich streicheln. Ich glaube im Urlaub nehmen sich alle Zeit. Jedenfalls haben mir alle die Zeit gelassen, die ich brauchte und so konnte ich viele viele positive Erfahrungen sammeln und wir haben enorme Fortschritte unter der schönen Maisonne an der schönen Adria gemacht. Frauli war mächtig stolz auf mich. 


Besonders gefreut hat es sie, dass ich mich mit Annika so schön angefreundet habe. Wir sind heute noch die besten Freunde. Aber Annika war das erste Kind, dass mich immer und überall anfassen durfte und egal, ob ich grade geschlafen habe oder ob ich am Fressen war. Annika durfte immer streicheln. So zarte Kinderhände hab ich davor noch nie erlebt. 


Gut erholt kamen wir aus dem Urlaub zurück und stellten uns neuen Erfahrungen. Aber dazu beim nächsten Mal mehr.

Flausch und Umpfötelung
Shiva Wuschelmädchen

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